iranische Kunst.

iranische Kunst.
iranische Kunst.
 
Das Kunstschaffen Irans, zum Teil die heutigen Grenzen übergreifend, findet seine frühesten Äußerungen in bemalter Keramik, die im 6.-4. Jahrtausend auftrat und zum Teil bis über die Mitte des 2. Jahrtausends hinweg hergestellt wurde. Außerdem haben sich einige frühe Wandmalereien und weibliche Tonfigürchen erhalten. Die Fundstätten gruppieren sich in Nordostiran und Mittelasien (Tepe Hissar; Djejtun Tepe, Daschlydji Tepe), im Westen (im Umfeld des heutigen Kermanschah, u. a. Tepe Gijan), im Nordwesten (am Urmiasee, u. a. Janik Tepe, Hasanlu, Haddj Firus), im Hochland (Tepe Sialk, Tell-e Bakun, Tell-e Gap), im Südwesten (Tepe Djafarabad, Susa). Eine besondere Entwicklung nahm in Südwestiran die elamische Kultur, die sich in wechselseitiger Befruchtung mit Mesopotamien im Tiefland von Khusistan herausbildete und zeitweise anregend auf Tepe Sialk wirkte. In Südostiran, an der Handelsroute von Elam und Mesopotamien nach Indien, blühte seit der Mitte des 5. Jahrtausends Tepe Jahja auf, eigenes Handelsgut waren Schalen aus Stein. Um 3000 trat erstmals im Nordosten einfarbige Ware mit neuen Formen auf; der eindrucksvollste Fund sind Statuetten einer Göttin aus schwarzem Ton mit ausgebreiteten Armen und Arm-, Hals- sowie Kopfschmuck (Turang Tepe, Gorgantal). Mit dieser Keramik übereinstimmende Merkmale zeigt die sich Anfang des 2. Jahrtausends von Nordosten aus im Iran ausbreitende schwarzgraue Keramik. Nach der Mitte des 2. Jahrtausends kam es zu erheblichen Verschiebungen in Westiran. Es entstand die ältere Gruppe der Luristanbronzen; es entwickelten sich zum Teil neue Niederlassungen, z. B. Gandj Tepe nordwestlich von Teheran bei dem Dorf Churvin (Khorvin) und auf dem alten Hügel von Tepe Sialk, der erneut besiedelt wurde (Nekropole A); charakteristisch für das späte 2. Jahrtausend ist die schwarzgraue Keramik. Wenig später erreichte anscheinend eine neue Einwandererwelle Tepe Sialk u. a. Niederlassungen. In Tepe Sialk wurde eine Terrasse für den Herrscherpalast errichtet, in der Nekropole B (10.-9. Jahrhundert) entstanden megalithische Gräber, deren Abdeckung mit Keramikplatten über dem Erdhügel die Form eines Satteldachs zeigt. In der Keramik trat die Kanne in Vogelgestalt mit langem waagerechten Schnabel und Kropf auf, sie ist dicht mit geometrischen Motiven bemalt, dazu kommen Tier- und auch Menschendarstellungen. In der Form verwandt sind aus dem 9. und 8. Jahrhundert die (schwarzgraue) Keramik und der Schmuck aus Churvin, wo auch erstmals ein Metallspiegel mit Griff in Form einer menschlichen Figur nachzuweisen ist, sowie die Funde von Hasanlu zur Zeit der Mannäer, wo neben den grauschwarzen Libationsgefäßen Goldschmuck und Kultbecher aus Edelmetallen gefunden wurden, und die Funde von Amlasch südwestlich des Kaspischen Meeres mit vorzüglichen Metallarbeiten und schwarzgrauen oder auch roten Tongefäßen in Form von Buckelrind, Pferd, Hirsch, Ziege u. a. Die materielle Kultur des frühen 1. Jahrtausends bildet in mancher Hinsicht die Wurzel der nachfolgenden Kunst der Meder und Perser. Eine Sonderrolle kommt den Luristanbronzen zu, deren spätere Gruppe wohl ebenfalls im 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. entstand. Der Denkmälerbestand der medischen Kunst ist sehr gering und wird durch Zuschreibungen zu ergänzen versucht. Die persische Dynastie der Achaimeniden schuf eine auf den Hof ausgerichtete Kunst; den Terrassenbau aus kyklopischen Steinen hatten Meder und Perser in Urartu kennen gelernt, so wie sie Einflüsse verschiedener Kulturen des von ihnen beherrschten Vorderen Orients verschmolzen (achaimenidische Kunst). Nach der Eroberung durch Alexander den Großen protegierten die Seleukiden die hellenistische Kunst. Die Parther brachten neue Bauformen; in der Bildkunst veränderte der Übergang von der Profil- zur Frontaldarstellung die Ausdrucksform grundlegend. Die sassanidische Kunst ist wieder eine reiche Hofkunst mit monumentalen Palastbauten und prächtigem Kunsthandwerk, die weit ausstrahlte. Auch die islamischen Eroberer übernahmen zunächst vieles von ihr, wie Skulpturen und Fußbodengemälde der Omaijadenschlösser zeigen (um 700 n. Chr.). Unter den Dynastien der Samaniden, Ghasnawiden, Seldschuken, Ilchane, Timuriden und Safawiden entwickelte sich eine Kunst innerhalb des islamischen Bereiches, die besonders in Keramik, Textilkunst, Teppichknüpferei, Miniaturmalerei und Baukunst eigene Wege beschritt (islamische Kunst).
 
 
Iran. Denkmäler, hg. v. E. Herzfeld u. a., auf zahlr. Lfgg. ber. (1933 ff.);
 R. Ghirshman: Iran, 2 Tle. (1962-64);
 W. Lukonin: Kunst des alten Iran (a. d. Russ., Leipzig 1986);
 W. Kleiss: Die Entwicklung von Palästen u. palastartigen Wohnbauten in Iran (Wien 1989);
 M. B. Naǧafī: Āt̲ār-i Īrān dar Miṣr. Iran. Kunstschätze in Ägypten (1989);
 M. Rashad: Die Entwicklung der vor- u. frühgeschichtl. Stempelsiegel in Iran (1990);
 
Handwerk u. Kunst in Persien 9.-19. Jh., bearb. v. T. Dexel (1991);
 B. Finster: Frühe iran. Moscheen (1994).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Pasargadai, Persepolis und Susa: Die Großkönigsresidenzen
 

Universal-Lexikon. 2012.

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